»Das Analoge steht inzwischen für eine gewisse Ernsthaftigkeit.«
Wer aus der Druck-, Papier- und Kreativbranche kennt es nicht? Das Grafikmagazin. Es kombiniert wie kein anderes Branchenmedium gute Gestaltung mit wertvollen Inhalten und drucktechnischen Finessen. Hinter dem Heft und anderen Formaten wie der Creative Papier Conference und der Druck und Design stecken kluge, engagierte und kreative Köpfe. Mit einem davon unterhalte ich mich in diesem Interview über die Bedeutung von Print in einer zunehmend digitaler werdenden Welt, über KI und Vergütungsmodelle und über die Liebe zum Analogen. Viel Spaß mit diesem lesenswerten Interview!
Lieber Christian, für diejenigen Leser und Leserinnen, die dich nicht kennen: Wer bist du und was treibst du so?
Ich mag das Grafikmagazin, da ihr euch intensiv mit mit Print beschäftigt. Woher diese Liebe zum Analogen?
Mit der drucktechnischen Umsetzung und den Inhalten des Grafikmagazins formt ihr auch ein wenig die Zukunft analoger Kommunikation. Wie wird die sich deiner Meinung nach entwickeln? Siehst du da größere Veränderungen und/oder neue Rollen für unser liebstes Medium?
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und verändert schon jetzt in ihren Anfangstagen die Arbeit von Designern und Designerinnen. Wie wird sich diese Technologie langfristig auf die Kreativbranche auswirken? Und wie betrifft sie die Druckindustrie?
Wie betrifft dies die Druckbranche? Der Einsatz Künstlicher Intelligenz und neuer digitaler Möglichkeiten wird natürlich auch hier in Zukunft die Preisfindung, das Angebot und die Auftragslage bei Druckereien maßgeblich beeinflussen. Ich bin mir sicher, dass es zu einem Anstieg qualitativ hochwertiger Printkommunikation kommen wird. Dies liegt in der Natur der Sache, denn viele Unternehmen werden Drucksachen wieder als einen erfolgversprechenden Weg sehen, Ihre Kunden direkt ansprechen zu können. Einfach, weil das jetzige Versprechen des Internets, durch unternehmenseigenen Content Kundennachfrage zu generieren, nicht mehr eingehalten wird. Durch KI-Bots werden Inhalte automatisch gescannt, umformuliert, übersetzt und sofort auf anderen Internetseiten ungenehmigt veröffentlicht. Der bisherige Vorteil der digitalen Medien von unlimitierten verlustfreien Kopien verwandelt sich hier zum Nachteil in einer gewünscht selbstgestalteten Kommunikation. Sprich: Die Unternehmen verlieren die Hoheit über Ihre eigenen Inhalte und dies werden sie nicht einfach hinnehmen. Es werden also Budgets frei, die bisher für digitale Maßnahmen genutzt worden sind.
Um diese Gelder langfristig zu erhalten, wartet allerdings eine nicht ganz triviale Herausforderung auf die Druckindustrie. Auf der einen Seite erleben wir in den letzten Jahren eine riesige Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten im Druck-, Veredelungs- und Weiterverarbeitungsbereich. Gerade im Bereich Digitaldruck finden wir eine beindruckende Entwicklung. Aber auf der anderen Seite sinkt auch das Know How diese Neuerungen kreativ und gewinnbringend einzusetzen. Sowohl bei Kunden als auch in der Druckbranche selbst. Hier spielen viele Komponenten eine Rolle. Auf der Kundenseite ist man es inzwischen gewöhnt, dass Daten schnell und unkompliziert in eine präsentable Form gebracht werden können. Und dies muss bei Druckprojekten ebenfalls erfolgen. Stichworte sind hier Programmatic Printing oder andere datengetriebene Formen der Inhaltserstellung. Ein Magazin oder ein Buch zu erstellen, sollte in Zukunft kein Hexenwerk mehr sein. Vorreiter ist hier, meiner Meinung nach, der Fotobuchmarkt.
In der Druckbranche jedoch kämpft man noch, meist unter erheblichen ökonomischen Druck, die Organisation von einem produktspezifischen Ansatz zu einer kundenspezifischen Sicht hinzuentwickeln. Es stehen also immer noch die angebotenen Produkte im Vordergrund und nicht die Frage, wie ich dem Kunden zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Kommunikation auf Papier helfen kann. Die Druckereien, die dies am schnellsten meistern, werden meiner Meinung nach auf lange Sicht eine gute Zukunft haben. Ein bisschen plakativ und zugespitzt auf einen Nenner gebracht heißt dies: Wie findet und hält die Druckbranche Mitarbeiter, die stark in Beratung, kreativer Lösungsfindung, digitaler Anbindung und Kommunikation sind. Denn aus meiner Sicht werden dies die Verkaufsargumente der Zukunft sein. Weniger günstige Preise oder korrekte technische Umsetzung. Dies wird vom Kunden ohnehin vorausgesetzt.
Auch außerhalb des Grafikmagazins macht ihr euch für das Analoge stark? Erzähle uns etwas über diese Formate.
Christian, vielen Dank für das schöne Interview. Wir sehen uns auf der CPC 2024!
Melde dich für meinen Newsletter an und erhalte Artikel wie diesen bequem per E-Mail.
Du hast Anregungen? Dann schreibe einen Kommentar!