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Im Interview mit dem Grafikmagazin

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»Das Analoge steht inzwischen für eine gewisse Ernsthaftigkeit.«

Wer aus der Druck-, Papier- und Kreativbranche kennt es nicht? Das Grafikmagazin. Es kombiniert wie kein anderes Branchenmedium gute Gestaltung mit wertvollen Inhalten und drucktechnischen Finessen. Hinter dem Heft und anderen Formaten wie der Creative Papier Conference und der Druck und Design stecken kluge, engagierte und kreative Köpfe. Mit einem davon unterhalte ich mich in diesem Interview über die Bedeutung von Print in einer zunehmend digitaler werdenden Welt, über KI und Vergütungsmodelle und über die Liebe zum Analogen. Viel Spaß mit diesem lesenswerten Interview!

Christian Meier. Geschäftsführer und Gesellschafter des Phoenix Verlags für Grafikdesign.

Lieber Christian, für diejenigen Leser und Leserinnen, die dich nicht kennen: Wer bist du und was treibst du so?

Vielen Dank erst einmal für Deine Einladung. Mein Name ist Christian Meier. Ich bin Geschäftsführer und Gesellschafter des Phoenix Verlags für Grafikdesign. Bekannt sind wir vor allem durch das Grafikmagazin, einer hochqualitativen Printpublikation für Kreative im Bereich Grafikdesign und Kommunikation. Hierzu veranstalten wir renommierte Konferenzformate wie etwa die »Creative Paper Conference«. Bei diesen Veranstaltungen sehen wir uns als eine Art Mittler zwischen Kreativen, der Papierindustrie und dem Druckbereich. Ebenfalls werden wir inzwischen auch häufig als Berater und Agentur angefragt, um unterschiedlichsten Unternehmen zu helfen eine gekonnte Kommunikation auf Papier in Form von Corporate-Magazinen oder ähnlichem zu veröffentlichen.

Ich mag das Grafikmagazin, da ihr euch intensiv mit mit Print beschäftigt. Woher diese Liebe zum Analogen?

Die Liebe hat bei uns zwei Seiten: Einmal natürlich die rein emotionale. Wir lieben einfach den ersten Augenblick eine neue Ausgabe des Grafikmagazins aufzuschlagen. Die Berührung des Papiers, der Geruch und das leise Geräusch, wenn man umblättert. Aber es gibt auch eine rationale Seite, die in Zukunft wieder viel mehr Raum bei allen Lesern und Kunden einnehmen wird. Das Analoge steht inzwischen für eine gewisse Ernsthaftigkeit. Durch die vergleichsweisen hohen Produktionskosten und die Unveränderbarkeit von Print werden die Macher bei den Inhalten diszipliniert und zu viel mehr Relevanz angehalten. Print ist seriös. Und dies ist einer unserer großen Antriebsfedern beim Grafikmagazin und allen unseren anderen Projekten. Strategisch gesehen werden also die Nachteile von Print im Vergleich zu digitalen Inhalten, wie höhere Kosten und Unveränderbarkeit, in Zukunft die starken Argumente für eine Kommunikation auf Papier sein.
»Print ist seriös.«

Mit der drucktechnischen Umsetzung und den Inhalten des Grafikmagazins formt ihr auch ein wenig die Zukunft analoger Kommunikation. Wie wird die sich deiner Meinung nach entwickeln? Siehst du da größere Veränderungen und/oder neue Rollen für unser liebstes Medium?

Die Rolle »unseres« Mediums hat sich in den letzten Jahrhunderten stark verändert. Lange Zeit war ein gedrucktes Buch eine der wenigen Möglichkeiten, Wissen für die Nachwelt festzuhalten. Der Inhalt wurde dementsprechend für den Fürsten, die Kirche oder die Bibliothek aufbereitet. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks und der Massenmedien änderte sich die Form und der Inhalt. Im Bereich von Zeitungen und Magazinen spielte nun die Meinung und die Weltsicht des verantwortlichen Redakteurs eine entscheidende Rolle. Die Presse war maßgeblicher Meinungsbilder und hatte erheblichen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung von Sachverhalten. Mit dem Aufkommen des Internets verloren die Printmedien und andere klassische Formen des Journalismus diese Art Monopol und sind inzwischen eine Stimme im Chor der Vielen. Um sich hier Gehör zu verschaffen und verkauft zu werden, müssen die Inhalte Qualität, Unabhängigkeit und inhaltliche Tiefe besitzen. Spiegelt hier noch die äußere Form der Publikation diesen Anspruch wider, dann entsteht ein konkurrenzfähiges und werthaltiges Produkt. Dies setzten wir mit dem Grafikmagazin bestmöglich um. Denn für die Vielfalt unseres Zusammenlebens hier in Deutschland halte ich eine Vielzahl von unabhängigen Magazinen und Zeitungen für einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Dies ist ein Schatz, den wir im Gegensatz zu vielen anderen Ländern noch haben. Allerdings, dass möchte ich auch nicht verschweigen, hat sich die Werbeindustrie gerade bei kleineren Fachzeitschriften stark zurückgezogen. Wir alle würden sehr profitieren, wenn hier ein Umdenken stattfinden würde.
»Ich sehe es schon als eine Art gesellschaftliche Verpflichtung der Unternehmen einer Branche an, die freie unabhängige Presse zu unterstützen.«

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und verändert schon jetzt in ihren Anfangstagen die Arbeit von Designern und Designerinnen. Wie wird sich diese Technologie langfristig auf die Kreativbranche auswirken? Und wie betrifft sie die Druckindustrie?

Für Unternehmen und Gestalter wird es wohl immer schwieriger im Meer der millionenfachen digitalen Wiederholungen mit einer kreativen Idee aufzufallen. Reichten früher oft technische Fähigkeiten in der Designbranche, um Geld zu verdienen, so liegt die Wertschöpfung in Zukunft wohl rein auf der gestalterischen Idee. Die spätere Umsetzung wird dann entweder vom Kunden selbst übernommen, digital per KI automatisiert oder nur noch marginal entlohnt. Dies werte ich allerdings nicht als negative Entwicklung, sondern es bedeutet eine Art Befreiung für die Kreativbranche. Endlich steht im Zentrum des Interesses die kreative Idee und nicht dessen Ausführung. Ebenfalls verstehen sich Gestalter auch als Kommunikationsprofis auf verschiedenen Ebenen und dies wird ihre Rolle im wirtschaftlichen Prozess in Zukunft deutlich aufwerten. Es wird allerdings noch einige Anpassungen im Bereich Pricing geben müssen. Momentan steht der Faktor Zeit und Aufwand im Zentrum der Preisgestaltung und ist somit beim Thema Ideenfindung und Kommunikationswissen der falsche Indikator. Es sind also neue Modelle und Ansätze gefragt.
»Endlich steht im Zentrum des Interesses die kreative Idee und nicht dessen Ausführung.«

Wie betrifft dies die Druckbranche? Der Einsatz Künstlicher Intelligenz und neuer digitaler Möglichkeiten wird natürlich auch hier in Zukunft die Preisfindung, das Angebot und die Auftragslage bei Druckereien maßgeblich beeinflussen. Ich bin mir sicher, dass es zu einem Anstieg qualitativ hochwertiger Printkommunikation kommen wird. Dies liegt in der Natur der Sache, denn viele Unternehmen werden Drucksachen wieder als einen erfolgversprechenden Weg sehen, Ihre Kunden direkt ansprechen zu können. Einfach, weil das jetzige Versprechen des Internets, durch unternehmenseigenen Content Kundennachfrage zu generieren, nicht mehr eingehalten wird. Durch KI-Bots werden Inhalte automatisch gescannt, umformuliert, übersetzt und sofort auf anderen Internetseiten ungenehmigt veröffentlicht. Der bisherige Vorteil der digitalen Medien von unlimitierten verlustfreien Kopien verwandelt sich hier zum Nachteil in einer gewünscht selbstgestalteten Kommunikation. Sprich: Die Unternehmen verlieren die Hoheit über Ihre eigenen Inhalte und dies werden sie nicht einfach hinnehmen. Es werden also Budgets frei, die bisher für digitale Maßnahmen genutzt worden sind.

Um diese Gelder langfristig zu erhalten, wartet allerdings eine nicht ganz triviale Herausforderung auf die Druckindustrie. Auf der einen Seite erleben wir in den letzten Jahren eine riesige Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten im Druck-, Veredelungs- und Weiterverarbeitungsbereich. Gerade im Bereich Digitaldruck finden wir eine beindruckende Entwicklung. Aber auf der anderen Seite sinkt auch das Know How diese Neuerungen kreativ und gewinnbringend einzusetzen. Sowohl bei Kunden als auch in der Druckbranche selbst. Hier spielen viele Komponenten eine Rolle. Auf der Kundenseite ist man es inzwischen gewöhnt, dass Daten schnell und unkompliziert in eine präsentable Form gebracht werden können. Und dies muss bei Druckprojekten ebenfalls erfolgen. Stichworte sind hier Programmatic Printing oder andere datengetriebene Formen der Inhaltserstellung. Ein Magazin oder ein Buch zu erstellen, sollte in Zukunft kein Hexenwerk mehr sein. Vorreiter ist hier, meiner Meinung nach, der Fotobuchmarkt.

»Ein Magazin oder ein Buch zu erstellen, sollte in Zukunft kein Hexenwerk mehr sein.«

In der Druckbranche jedoch kämpft man noch, meist unter erheblichen ökonomischen Druck, die Organisation von einem produktspezifischen Ansatz zu einer kundenspezifischen Sicht hinzuentwickeln. Es stehen also immer noch die angebotenen Produkte im Vordergrund und nicht die Frage, wie ich dem Kunden zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Kommunikation auf Papier helfen kann. Die Druckereien, die dies am schnellsten meistern, werden meiner Meinung nach auf lange Sicht eine gute Zukunft haben. Ein bisschen plakativ und zugespitzt auf einen Nenner gebracht heißt dies: Wie findet und hält die Druckbranche Mitarbeiter, die stark in Beratung, kreativer Lösungsfindung, digitaler Anbindung und Kommunikation sind. Denn aus meiner Sicht werden dies die Verkaufsargumente der Zukunft sein. Weniger günstige Preise oder korrekte technische Umsetzung. Dies wird vom Kunden ohnehin vorausgesetzt.

»Es stehen immer noch die angebotenen Produkte im Vordergrund und nicht die Frage, wie ich dem Kunden zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Kommunikation auf Papier helfen kann.«

Auch außerhalb des Grafikmagazins macht ihr euch für das Analoge stark? Erzähle uns etwas über diese Formate.

Wir versuchen mit eigenen Veranstaltungsformaten wie der Creative Paper Conference oder der Druck und Design ein Forum zu bieten, bei dem sich Akteure aus dem Kreativbereich mit der Printbranche, der Papierindustrie und Endkunden vernetzten können. Diese Events werden von bis zu tausend Menschen besucht und bieten eine hervorragende Bühne, um die erfolgreiche analoge Kommunikation auf Papier wieder ins Bewusstsein zu rücken. In diesem Jahr übrigens im Oktober in München.  Du wirst ja ebenfalls auf dieser Veranstaltung sprechen. Des Weiteren machen wir uns aber auch stark für die Brancheninitiative »we love print«. Eine breit angelegte und gut gestaltete Kampagne, die einmal den Nutzen und die Schönheit von Druckprodukten, als auch die Attraktivität der Arbeit in der Druckbranche zum Ziel hat. Denn aus meiner Sicht hat die Druckbranche einfach ein viel besseres Image in der Öffentlichkeit verdient.
Die Creative Papier Conference 2024 findet vom 24. – 25. Oktober in München statt. Ein Klick auf das Bild führt zu weiteren Infos und zum Ticketshop.
»Druckprodukte sind nachhaltig, schön und praktisch. Deswegen veröffentlichen wir unser Grafikmagazin auch so gerne auf Papier.«

Christian, vielen Dank für das schöne Interview. Wir sehen uns auf der CPC 2024!

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Marko Hanecke

schreibt und spricht über Wissenswertes aus der grafischen Industrie und seinem Berufsalltag als Print-Produktioner. Er ist ausgebildeter Drucker, Industriemeister Print und Druckingenieur. Marko weiß, dass analoge Kommunikation maßgeschneiderte Kleidung für Informationen und Produkte sein kann. Er liebt gut gemachte Drucksachen, seine Schallplattensammlung, Reisen und das Leben an sich.

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