»Ein Produkt, das keine Wirkung beim Empfänger erzeugt, ist Ressourcen-Verschwendung.«
Hier möchte ich unterschiedliche Akteure der Branche zu Wort kommen lassen, herausfinden, wie sie Nachhaltigkeit verstehen und welche konkreten Maßnahmen sie ergreifen. Heute im Ring: Axel Scheufelen, Gründer des auf Digitaldruckpapiere spezialisierten Händlers Metapaper.
Hallo Axel, für diejenigen, die euch nicht kennen: Was genau macht ihr bei Metapaper?
Wie definierst du Nachhaltigkeit im Allgemeinen und im Speziellen auf Metapaper bezogen? Welche konkreten Maßnahmen ergreift ihr im Unternehmen?
Erstens bedeutet für uns Nachhaltigkeit, dass ein Produkt im sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Kontext gut funktioniert. Soziale Nachhaltigkeit bedeutet zum Beispiel, dass Einhalten des Mindestlohns oder sozialer Standards wie es in Europa üblich ist. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit bedeutet, dass unsere Papier- und Print-Partner an Papier und Print genauso Geld verdienen müssen und dürfen, wie wir. Neues können wir nur entwickeln, wenn wir profitabel sind und Teile des Gewinns reinvestieren. Die dritte Ebene ist vermutlich diejenige, auf die du hinaus willst, die ökologische Nachhaltigkeit. Hier geht es um den bestmöglichen Impact eines Print-Produktes, sprich ein optimales Verhältnis von Output (Wirkung) zu Input (Ressourceneinsatz).
Zweitens: Was den Ressourceneinsatz, sprich Input, betrifft, so geht es darum, wie tief und vernetzt man über die Einflussfaktoren nachdenkt und welche wir als Unternehmen wie stark beeinflussen können. Ein einfaches Beispiel: Unsere Server, unser Büro, etc. werden mit regenerativen Energien betrieben. Das können wir direkt beeinflussen. Der durch ein Printprodukt erzeugte CO2-Ausstoß ist dagegen viel komplexer. Unsere Einflussnahme auf die Reduktion des realen Ausstoßes, also ohne Zertifikatshandel, ist nur indirekt und entsprechend geringer. Dennoch ist es ein wichtiges Thema, welches wir immer wieder ansprechen und bei dem wir uns weiter entwickeln wollen.
Und wie definierst du ein nachhaltiges Druckprodukt? Welche Kriterien müssen hierfür erfüllt sein?
Idealtypisch erreicht ein Druckobjekt sogar mehrere Empfänger, einfach, weil es außerodentlich gut gemacht ist und weitergegeben wird. Im zweiten Schritt geht es dann um den optimalen Input für das Druckprodukt. Die richtige Auflage – das spricht in Zukunft immer stärker für den Digitaldruck – und natürlich das passende Papier. Beim Material sind neben dem Output-Gedanken drei Elemente maßgebend: nachhaltige Forstwirtschaft, bzw. Recycling, die CO2-Bilanz und damit direkt wie indirekt der Einsatz regenerativer Energien.
Da viele Rohstoffe global bezogen werden, sind bei der Schifffahrt noch die Schwefelemissionen zu berücksichtigen. Was aber wichtig ist, und was leider zu wenig kommuniziert wird, ist, dass ein Produkt, das keine Wirkung beim Empfänger erzeugt Ressourcenverschwendung ist – egal welche Zertifizierung es aufweist. Kommunikationsziel darf es nicht sein, ein Produkt mit Zertifikat A, B oder C zu produzieren, sondern ein wirksames Druckerzeugnis.
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Ihr verkauft eine exquisite Auswahl an Digitaldruckpapieren. Alle Substrate aus Frischfasern sind nach FSC oder PEFC zertifiziert. Was spricht gegen eine Zertifizierung nach dem Blauen Engel?
Nur wirksame Druckprodukte können nachhaltig sein. Aber: Wir haben natürlich auch Recycling-Papiere im Sortiment, die zu 100% oder zu 60% aus recyceltem Zellstoff produziert werden und beispielsweise FSC-zertifiziert sind.
Recyclingpapieren wird eine bessere Umweltverträglichkeit zugeschrieben als Papieren aus Frischfasern. Macht diese Unterscheidung überhaupt Sinn und ist sie nicht vielleicht sogar irreführend?
Betrachtet man den CO2- Abdruck, sind Frischfaser-Papiere aus regenerativen Energien besser als Recyclingpapiere aus Fabriken mit einem hohen Anteil fossiler Energien. Ganz generell wird auch in Zukunft ein gewisser Anteil an Frischfaser benötigt, um überhaupt Recyclingpapiere herzustellen. Beide sollten so schonend wie möglich produziert werden. Beide sollten dann auch eine positive Wirkung beim Empfänger generieren.
Was spricht eigentlich gegen einen größeren Recyclinganteil bei der Herstellung eurer Drucksubstrate?
Ihr führt Papiere mit einem Anteil an Fasern aus z.B. Hanf oder Stroh. Gras- oder Silphie-Papier ist zur Zeit ebenfalls in aller Munde. Laut Eigenaussagen der Anbieter ergeben sich hier große Umweltvorteile gegenüber konventionellen Bedruckstoffen. Ist das eine sinnvolle Ergänzung oder gar eine Alternative zum konventionellen Rohstoff Holz?
Wie wird sich METAPAPER weiterentwickeln? Was plant ihr für die nächsten Jahre?
Wagen wir einen Blick in die Zukunft der Druckbranche. Wie wird sich die Branche und das Medium Print entwickeln? Ist Nachhaltigkeit das bestimmende Thema der Zukunft?
Letzte Frage: Wann war dein grünes Gewissen das letzte Mal angekratzt?
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