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Zweigleisig zu mehr Nachhaltigkeit?

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UV-Trocknung und der Blaue Engel für Druckerzeugnisse. Wie passt das zusammen?

Nachhaltigkeit ist das bestimmende Zukunftsthema. Das ist mittlerweile auch bei vielen Druckereien angekommen. Die Folge: kreative Lösungsansätze für umweltfreundlichere Produktionsumgebungen. Den Ansatz der Druckerei Vogl finde ich besonders spannend, denn hier hat man sich eigentlich auf die UV-Trocknung spezialisiert. Nun fährt der Geschäftsführer Ralf Vogl zweigleisig und zertifiziert Druckprodukte auch nach RAL-UZ 195 (Blauer Engel für Druckerzeugnisse). Und genau über diesen unkonventionellen Weg geht es in diesem Interview.

Ralf Vogl, Geschäftsführer der Druckerei Vogl

Hallo Ralf, für den unwahrscheinlichen Fall, dass meine Leserinnen und Leser dich und die Druckerei Vogl nicht kennen: Gib uns doch einen kleinen Einblick in das, was ihr da unten in München so treibt.

Danke für die Blumen, Marko! Wir sind eine klassische Bogenoffset-Akzidenzdruckerei mit dem Schwerpunkt auf hochwertige und auch komplizierte Printprodukte. Unser Hauptkundenkreis kommt sowohl aus der Agenturszene also auch aus der Möbel- und Modeindustrie. Unser Erfolg ist, denke ich, die intensive Beratung und unser umfangreiches Know-How in fast allen Bereichen der Printproduktion. Vor 5 Jahren haben wir unseren Standort gewechselt und sind vor die Tore Münchens nach Zorneding gezogen. Damals haben wir unseren Maschinenpark auf LE-UV Offset umgestellt. Was eine sehr gute Entscheidung war, denn damit haben wir in den letzten Jahren große Erfolge feiern können.

Die Druckerei Vogl ist bekannt als Agenturdruckerei, die sich nicht vor komplexen Jobs scheut und stark in der Kundenberatung ist. Ihr nutzt die UV-Trocknung schon seit langer Zeit und habt euch durch die Bedruckung nicht saugender Bedruckstoffe und Naturpapieren einen Namen gemacht. Und nun habt ihr euch nach dem Blauen Engel für Druckprodukte zertifizieren lassen. Wie passt das zusammen?

Ich finde das passt sogar ziemlich gut! Bei jedem Job gibt es Gründe für und gegen UV, genauso verhält es sich aber auch bei der Produktion mit dem Blauen Engel. Kunden, die eine hochwertige Broschüre oder ein Buch produzieren möchten, mit Heißfolienveredelung und vielleicht noch UV-Lack dazu, auf hochwertigstem Feinstpapier, dem würde ich nach wie vor zum UV-Offset raten. Wenn man bedenkt, dass solche Druckprodukte voraussichtlich Jahre in den Bücherregalen stehen, spielt das Thema UV-Offset definitiv eine untergeordnete Rolle, besonders da unsere Farben nachweislich zu 100% deinkbar sind. Damit waren wir übrigens auch Vorreiter in Deutschland.
»Unsere UV-Farben sind zu 100 % deinkbar.«

Wenn Kunden allerdings ein Höchstmaß an Nachhaltigkeit bei der Printproduktion am Herzen liegt, dann ist natürlich die Produktion nach dem Blauen Engel für Druckerzeugnisse gefragt. Grundsätzlich darf hier nur zertifiziertes 100 % Recyclingpapier eingesetzt werden. Und die richtigen Farben dazu. Wie man mittlerweile weiß, ist der Faktor Papier die größte Stellschraube  für Umweltverträglichkeit bei der Printproduktion. Darum ist es für mich auch eine Erweiterung unseres Produktportfolios. Mit dem Blauen Engel können wir jetzt natürlich ganz andere Zielgruppen ansprechen. Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch, war für mich wichtig. Wir beraten den Kunden, und finden mit ihm zusammen heraus, welcher Produktionsweg für ihn der Beste ist.

Die UV-Trocknung steht nicht im Ruf, besonders umweltfreundlich zu sein. Es gibt die bekannten Probleme mit dem Papierrecycling, dem höheren Energieverbrauch und dem Eintrag von Polymeren. Wie siehst du das? Welche Argumente sprechen für eine UV-Trocknung?

Ja das stimmt, aber ich bin der Meinung, dass der Ruf schlechter ist, als es dem UV-Offset gerecht wird. Wir haben vor einem Jahr eine Broschüre dazu rausgebracht. Titel: Fakten und Mythen – Wie umweltverträglich ist der LE-UV-Offsetdruck. Hier haben wir uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und herausgefunden, dass der Anteil der Farbe an einer Druckproduktion nicht mal 5 % der CO2-Emissionen ausmacht. Solang man also eine deinkbare UV-Farbe einsetzt – so wie wir das tun – ist das Papier, und eben auch ungestrichenes Papier, bestens zu recyclen. Es stellt somit im Wertstoffkreislauf kein Hindernis dar.

Der Vorwurf, dass mit UV-Farben bedrucktes Papier in den Sondermüll gehört, ist somit falsch. Aber wie gesagt, vorausgesetzt man setzt Farben ein die nachweislich deinkbar sind. Zum Energieverbrauch: Der ist nur höher, solange man den konventionellen Offsetdruck ohne Dispersionslack als Vergleich heranzieht. Bei unseren Produktionen vor der Zeit mit UV-Offset haben wir jedoch ca. 80 % unserer Druckprodukte mit Dispersionslack lackiert. Damit dreht sich die Energiebilanz im Vergleich wieder zu Gunsten des UV-Offsets.

Klare Vorteile vom UV-Offset sind das brillante Druckergebnis auf ungestrichenem Papier, kein Einsatz von Puder, sofortige Weiterverarbeitung, und der Druck ist geruchsneutral! Aber es gibt natürlich auch Nachteile beim UV-Offset, denn die Farben werden nach wie vor aus Mineralöl gewonnen, Fotoinitiatoren werden mit ca. 8 % hinzugesetzt. Aus Umweltaspekten nicht unbedingt toll, aber in der Gesamtbilanz vernachlässigbar. Aber genau das hat uns eben dazu bewogen, uns mit dem Thema Blauer Engel auseinanderzusetzen. Wir haben uns gefragt, was können wir Kunden anbieten, die Wert auf größtmögliche Nachhaltigkeit legen. Der Blaue Engel ist das bekannteste und glaubwürdigste Zertifikat bei nachhaltigen Printproduktionen und war für uns somit die erste Wahl.

»Nur klimaneutral drucken und FSC zertifiziert zu sein war uns einfach hinsichtlich Nachhaltigkeit zu kurz gesprungen.«

Wie anspruchsvoll ist der Zertifizierungsprozess? Gibt es hierbei besondere Anforderungen in Bezug auf die UV-Trocknung?

Der Zertifizierungsprozess ist äußerst anspruchsvoll. Man legt seinen kompletten Betrieb und seine Produktionsprozesse offen. Alles muss hinterfragt und auf Konformität geprüft werden:
  • Makulaturquoten
  • Gesamt- und Einzelstromverbrauch
  • VOC + CO2 Emissionen
  • Druckluftoptimierung
  • Abfallwirtschaft
  • Recycling- und Trennungsquote

Und das sind nur ein paar Punkte.

Die UV-Trocknung wird allerdings vom Blauen Engel ausgeschlossen. Hier drucken wir dann mit relativ neu entwickelten konventionellen Farben eines deutschen Herstellers. Die Vorteile dieser Farben sind:

  • absolute Geruchsneutralität
  • hohe Scheuerfestigkeit
  • sehr schnelle Farbtrocknung
  • weniger Wegschlagen der Farbe
  • das derzeit nachhaltigste Farbsystem am Markt

An das Druckergebnis vom UV-Offset kommen sie aber nicht ran. Seit kurzem gibt es zu diesen Farben auch alle Pantonefarben und sogar Silber. By the way:

»Gold ist vom Blauen Engel, ausgeschlossen da es Kupfer enthält.«

Welche konkreten Einzelmaßnahmen musstet ihr umsetzen, um die Zertifizierung zu bekommen? Musstet ihr baulich an den Maschinen etwas verändern oder andere Roh- und Hilfsstoffe einsetzen?

Natürlich mussten wir tief in die Prozesse eingreifen. Der größte Posten war eigentlich der Umbau unserer reinen LE-UV Offset Maschine in eine hybride Offsetmaschine, die beide Techniken kann. Hier haben wir den kompletten Walzenstuhl mit Walzen ersetzt, die sowohl LE-UV als auch konventionelle Farben vertragen. Bei den Roh- und Hilfsstoffen mussten wir ein paar Reinigungsmittel ersetzen und teilweise welche streichen. Alles in allem haben wir ca. 1 Jahr damit verbracht bis die Zertifizierung durch war.

Wie muss ich mir das in der Praxis vorstellen? Stellt ihr nur die UV-Trocknung ab, wenn ihr Druckprodukte mit dem Blauen Engel produzieren möchtet?

Natürlich nicht, UV-Farben sind nicht konform mit dem Blauen Engel. Wir waschen die Farben aus der Maschine und nehmen die konformen Farben in die Maschine, das war’s! Natürlich mussten wir dazu nochmal unsere Kennlinien anpassen usw., aber die ersten Drucke dazu verliefen sehr gut.

Es gibt einige Stimmen, die behaupten, eine nachhaltige Druckerei muss dieses und jenes Zertifikat vorweisen können, um glaubwürdig zu sein. Wie stehst du zu diesem ganzen Zertifikate-Wahn und dem Greenwashing in unserer Branche allgemein?

Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber bei dem Zertifikat zum Blauen Engel muss das Unternehmen schon einiges leisten. Man fängt an am Unternehmen zu arbeiten und entdeckt dadurch viele Möglichkeiten auf eine umweltfreundlichere Produktion umzustellen.

Wir wollten einen ersten Schritt in Richtung nachhaltigerer Produktion gehen, und ich denke, das ist uns mit der Zertifizierung zum Blauen Engel gelungen. Zum Thema Greenwashing muss man schon sagen, dass viele Druckereien mit dem Thema Nachhaltigkeit werben. Wenn man sich die Unternehmen aber genauer ansieht, bieten sie hierzu oft nur klimaneutrales Drucken und eine FSC- oder PEFC-Zertifizierung an. Das war für mich einfach nicht ausreichend. Ich wollte in erster Linie für uns wissen, was wir verbessern können. Aber natürlich sind wir hier erst am Anfang und es gibt noch einiges zu tun.

Wie schätzt du den künftigen Markt im Bereich des nachhaltigen Druckens ein? Siehst du hier alsbald eine deutlich größere Nachfrage? Geht eure Positionierung in diese Richtung?

Ich denke schon. Immer mehr Kunden schauen darauf, umweltfreundlicher zu produzieren. Und Sie sind auch bereit dafür, mehr Geld auszugeben. Recyclingpapiere sind im Moment noch deutlich teurer als Frischfaserpapiere, doch immer mehr Kunden entscheiden sich bewusst dafür. Wir sehen jetzt schon eine Trendwende von Kunden hin zu nachhaltigerer Produktion, besonders mit Recyclingpapieren.

Wie schon am Anfang hervorgehoben, positionieren wir uns nicht als „Die Umweltdruckerei“ schlechthin, das sind wir einfach (noch) nicht. Mit dem Blauen Engel wollen wir dem Kunden die Möglichkeit geben, sich für den einen oder anderen Weg zu entscheiden. Unser Ansatz ist immer die Beratung dazu, denn wir wollen dem Kunden helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

»Mit dem Blauen Engel wollen wir dem Kunden die Möglichkeit geben, sich für den einen oder anderen Weg zu entscheiden.«

Wie sehen eure weiteren Pläne aus? Folgen weitere Zertifizierungen, z.B. nach EMAS?

So viel zum Zertifikatswahn;-) Grundsätzlich wollen wir selbst erst einmal weiterkommen. Eine saubere Umweltpolitik aufstellen, unsere Photovoltaik-Anlage ausbauen, Fahrzeugflotte auf E-Autos umstellen, usw. Der nächste Schritt wäre sicher das EMAS-Zertifikat, mal sehen was die Zukunft noch alles so bringt!
Auch interessant: Mein Artikel über ganzheitliches Drucken.

Ralf, vielen Dank für das aufschlussreiche Interview.

Immer gerne,, Marko.

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Marko Hanecke

schreibt und spricht über Wissenswertes aus der grafischen Industrie und seinem Berufsalltag als Print-Produktioner. Er ist ausgebildeter Drucker, Industriemeister Print und Druckingenieur. Marko weiß, dass analoge Kommunikation maßgeschneiderte Kleidung für Informationen und Produkte sein kann. Er liebt gut gemachte Drucksachen, seine Schallplattensammlung, Reisen und das Leben an sich.

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