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klimaneutrales Drucken: Verbrauchertäuschung?

  • 8. Februar 2021
  • 6 minute read
  • 3.4K views

Graustufen: Kontroverses von Schorsch Hesse und Dr. Jan Winter

Der extravagante Schorsch Hesse ist in unserer Branche bekannt wie ein bunter Hund. Er ist nicht nur als Druckexperte, sondern auch als Ermittler tätig, der die delikateren Fälle der grafischen Industrie löst. Begleitet wird er stets von seinem Kompagnon und Assistenten Dr. Jan Winter, der die gemeinsamen Abenteuer zu Papier bringt. Das neueste Werk klärt den Tod eines Druckereibesitzers auf, dessen Ableben mit einem mysteriösen Druckprodukt in Verbindung steht. Das Buch nennt sich Eine Studie in Magenta und kann exklusiv über uns bestellt werden:

In der Rubrik Graustufen streitet sich das ungleiche Duo über kontroverse Themen der Druckbranche. Heute:

klimaneutrales Drucken: Verbrauchertäuschung?

Es war zwei Tage vor Weihnachten, als Hesse und ich uns im gutbeheizten Volvo einen Weg durch die überfüllten Straßen bahnten. Im Radio lief »White Christmas«, doch die Scheibenwischer mühten sich stoisch mit dem Nieselregen ab, der schon seit Wochen die Tage grau färbte.

»Ich kann mich kaum an weiße Weihnachten erinnern. 2020 war das wärmste jemals gemessene Jahr, habe ich gelesen.« Hesse zuckte resigniert mit den Schultern. Ich hielt die Unterhaltung in Gang, während der Verkehr stockte. »Die Folgen der globalen Erwärmung treffen andere Teile der Welt natürlich viel härter. Aber gerade wir in den Wohlstandsländern können einen großen Teil beisteuern. Gut, dass wir in einer Branche arbeiten, die das längst erkannt hat. Gefühlt jede Druckerei kann heute klimaneutral produzieren und damit einen wichtigen Beitrag leisten.«

Hesse sah mich amüsiert an. »Ich halte das für reinstes Greenwashing, denn das klimaneutrale Drucken sagt nichts über die Umweltverträglichkeit einer Drucksache aus. Tatsächlich wird aber ein umweltverträgliches Produkt suggeriert. Für mich ist das Verbrauchertäuschung.«

»Täuschung? Das ist doch ein transparenter Prozess. Auftraggeber von Druckprodukten können ihr Engagement mit einem eingedruckten Umweltsiegel bekunden. Und die Echtheit des Zertifikates lässt mittels eindeutiger ID online überprüfen.«

»Das mag ja sein, guter Winter. Doch ist klimaneutrales Drucken in meinen Augen nicht mehr als ein klassischer Ablasshandel, mit dem sich das beschmutze Gewissen mit wenig Geld sauber kaufen lässt.«

»Jetzt werden Sie zynisch. Emissionen werden durch den Kauf von Zertifikaten doch tatsächlich kompensiert. Mit den Geldern werden Umweltschutzprojekte gefördert, die es ohne diese finanziellen Zuwendungen nicht geben würde. Ich finde das super!«

Hesse rollte genervt die Augen. »Das kann doch so nicht funktionieren. Denken Sie logisch! Angenommen, die westliche Welt kompensiert alle selbst verursachten, direkten und indirekten CO2-Emissionen, dann hätten wir immer noch ein riesiges Problem, egal wie viele Klimaschutzprojekte unterstützt werden. Es ist ein Irrglaube, dass wir so weitermachen können. Emissionen müssen massiv reduziert werden, erst dann macht die Kompensation Sinn. Wobei sich über die Definition unvermeidlich vortrefflich streiten lässt. Und auch darüber, welche Projekte geeignet sind, um tatsächlich Emissionen einzusparen. Wasserkraft beispielsweise, vernichtet Ökosysteme, zerstört die Natur, behindert Fischwanderungen, vertreibt Menschen und steht im Verdacht, aufgrund massiver Methanfreisetzung der Stauseen nicht sauberer zu sein, als Kohlestrom. Oder nehmen wir die beliebten Aufforstungsprojekte: Bäume müssen einige Jahrzehnte wachsen, um nennenswert CO2 zu speichern. Wer garantiert mir denn, dass die Bäume, die durch meine Kompensationszahlungen gepflanzt werden, überhaupt dieses Alter erreichen? Ich denke, da sollte man schon genauer hinsehen und nicht jeden grün eingefärbten Drops kritiklos schlucken.

»Trotzdem, eine Drucksache in Auftrag zu geben, die Emissionen zu berechnen und zu kompensieren, ist doch wohl allemal besser, als nichts zu tun.«

»Eine Sache weniger schlecht zu machen, macht sie noch lange nicht gut. Ich sehe in diesem Ablasshandel nur den verzweifelten Wunsch einer überforderten Gesellschaft, sich das Unausweichliche schönzureden und in der Komfortzone zu verweilen. Klimaneutrales Drucken ergibt nur dann Sinn, wenn die vielfältigen Möglichkeiten zur CO2-Reduktion genutzt werden, was in der Praxis selten der Fall ist. Nehmen wir eine Produktverpackung: Eine schöne, viel zu große Mogelpackung, die Verbraucher täuscht und unnötig viel Papier verbraucht. Die Verpackung wird beidseitig folienkaschiert, mit einem UV-Lack bedruckt, ist somit nicht recycelbar und gehört damit in die Restmülltonne. Dann stellen wir die Verpackung für ein paar Cent klimaneutral, bekunden dies mit einem eingedruckten Logo und tun so, als hätten wir hier ein umweltfreundliches Produkt und gerade die Welt gerettet. Das ist doch irrsinnig. Oder ein anderes Beispiel: Ein Verkaufskatalog, in dem nur 20 % der dargestellten Produkte für den Adressaten interessant sind, ist niemals umweltfreundlich oder nachhaltig, auch wenn die Produktion und Distribution klimaneutral gestellt wird. Das, was vor dem eigentlichen Druck passiert, ist maßgeblich für die Umweltverträglichkeit eines Print-Jobs. Nur macht sich darüber kaum jemand Gedanken. Warum auch? Wir kaufen einfach für wenig Geld ein paar Zertifikate und verpassen unseren Drucksachen einen satten, grünen Anstrich.«

»Ich sehe das nicht so eng. Es geht doch auch um eine Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Eine CO2-Kompensation schafft dieses Bewusstsein. Die Berechnungen sind relativ genau und machen Umweltschäden erst quantifizierbar.«

»Richtig! Die Quantifizierbarkeit macht tatsächlich Sinn, da stimme ich Ihnen zu. Auf den klimaneutral hergestellten Drucksachen sind die verursachten Emissionen jedoch nicht vermerkt – und es fehlt jede Referenz. Der Verbraucher hat keinen informellen Mehrwert, aber sein grünes Gewissen wird gebauchpinselt. Dieses Vorgehen führt sicherlich nicht zu Einsparungen des Papierkonsums, die bei den rund 240 kg, die jeder Deutsche jährlich verbraucht, absolut notwendig sind. Und bedenken Sie: Die Maßnahmen sind freiwillig und die Kosten sind so niedrig, dass für die Auftraggeber von Drucksachen keine Anreize geschaffen werden, um Emissionen einzusparen.«

»Aber es ist und bleibt ein niedrigschwelliger Anreiz für Druckereien, die sich mehr mit dem Thema Umweltschutz auseinandersetzen möchten. So ein Klimarechner ist ja relativ fix implementiert und kann sofort genutzt werden, um Kunden das klimaneutrale Drucken schmackhaft zu machen.«

»Seien Sie nicht so naiv, Winter. Das klimaneutrale Drucken wird nur von sehr wenigen Druckereikunden überhaupt genutzt. Aber nicht wenige Druckereien, die einen entsprechenden Rechner einsetzen, verkaufen sich als besonders umweltfreundlich, ohne weitere Maßnahmen einzuleiten. Auch hier haben wir dreckige Wäsche mit wenig Aufwand schön weiß gewaschen. Aber ich stimme Ihnen zu, es kann ein Anreiz für Druckereien sein, mehr im Bereich Umweltschutz zu unternehmen. Was mich auch stört: Dieser Ablasshandel ist in erster Linie ein großes Geschäft. Dies belegt nicht nur der personelle Neuzugang eines Lösungsanbieters, der 2020 einen ehemaligen Tesla-Manager gewinnen konnte. Das ist jemand, der sich sehr gut bezahlen lässt. Das Geld muss ja irgendwo herkommen. Bei mir hinterlässt das einen faden Beigeschmack.«

Ich schwieg dazu. Die Argumente waren mir ausgegangen. »Wenn Druckprodukte schlau umgesetzt werden und tatsächlich Mehrwerte transportieren, dann halte ich Gedrucktes ohnehin für sehr nachhaltig.« Hesse klang nun deutlich versöhnlicher.

»Widersprechen Sie sich jetzt nicht selbst?«, hakte ich irritiert nach.

»Keineswegs, Winter. Nehmen Sie beispielsweise ein Buch. Das verursacht im Bezug zur Nutzungsdauer extrem wenig Emissionen. Es ist langlebig, wandert bestenfalls durch einige Hände und verursacht während der Nutzung keine weiteren Emissionen. Anders als digitale Angebote, die dies bei jeder Nutzung erneut tun. Außerdem ist Papier ein CO2-Speicher und bestenfalls recycelbar.«
Der stockende Verkehr kam endlich ins Rollen. Eine einzelne Schneeflocke landete sanft auf der Motorhaube. »Vielleicht werden es ja doch noch weiße Weihnachten«, lenkte ich das Gespräch wieder seichteren Themen zu.

»Ja, Winter, vielleicht. Wir werden sehen.«

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Marko Hanecke

schreibt und spricht über Wissenswertes aus der grafischen Industrie und seinem Berufsalltag als Print-Produktioner. Er ist ausgebildeter Drucker, Industriemeister Print und Druckingenieur. Marko weiß, dass analoge Kommunikation maßgeschneiderte Kleidung für Informationen und Produkte sein kann. Er liebt gut gemachte Drucksachen, seine Schallplattensammlung, Reisen und das Leben an sich.

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1 Kommentar
  1. Torsten Froh sagt:
    6. Mai 2021 um 20:20 Uhr

    Jeder Produktionsprozess verbraucht Energie. Je nach Größe eines Betriebes kann man diesen aus erneuerbaren Energien beziehen, somit wäre keine Kompensierung notwendig. Für große Industrien ist dies aber nur zum Teil möglich, von daher halte ich eine Kompensierung für sinnvoll, wenn man nach dem Prinzip verfährt zuerst einzusparen. Klimaneutral wäre dann der Marketingbegriff, Kompensierung drückt es aber besser aus, denn das ist es. Es verringert in einem Drittland den CO2 Ausstoß, der wahrscheinlich durch konventionelle Energiegewinnung statt gefunden hätte, darüber hinaus werden mit der Kompensierung moderne, erneuerbare und zukunftsfähige Energiequellen geschaffen um so den weltweiten CO2 Ausstoß zu minimieren. Wenn wir in Europa dann bis 2050 mittels erneuerbarer Energiegewinnung den CO2 Ausstoß auf Null reduziert haben , so die Hoffnung, dann haben alle Erdteile gewonnen und wir haben unserer nachkommenden Generation eine heilende Welt hinterlassen. Also bitte soviel klimaneutrale Produkte kaufen wie möglich, damit helfen wir dem 1,5 Grad Ziel noch besser zu werden.

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