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CO2-Emissionen: Buch vs. Video-Streaming

  • 5 minute read

analog vs. digital. Verursacht das gedruckte Buch mehr CO2-Emissionen als Video-Streaming?

Der Konsum von Filmen und Videoclips mittels Streaming nimmt immens zu. Dienste wie Netflix oder Youtube boomen nicht nur aufgrund der Corona-Krise und social distancing. In meiner Wahrnehmung ist es so, dass viele Nutzer das Streamen als besonders umweltverträglich einschätzen – schließlich müssen keine Bäume gefällt, Seiten bedruckt oder etwas transportiert werden. Aber der Schein trügt: Streaming verursacht selbstverständlich Umweltkosten in Form von z.B. CO2-Emissionen. Und da einige Stimmen lauter werden und Menschen analoge Medien aufgrund ihrer angeblich schlechten CO2-Bilanz ablehnen, wollte ich herausfinden, wie sich das tatsächlich verhält. Wie schneiden die CO2-Emissionen über die Nutzungsdauer eines Buches im Vergleich zum Video-Streaming ab? Hierfür habe ich ein einfaches Modell aufgestellt. Es geht mir hierbei nicht um sehr genaue Zahlen, sondern vielmehr um eine Richtung. Das folgende Modell ist (wie jedes Modell) ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit und beinhaltet nur Parameter, die ich für sinnvoll und zielführend halte. Ich habe das Modell so aufgestellt, dass Ergebnisse eher zu Lasten des Buches gehen. Alle Quellen zu zitierten Studien und Zahlenwerken sind verlinkt.  Los geht’s.

CO2-Emissionen bei der Buchproduktion

CO2-Emissionen können wir in der Druckindustrie schon lange und ziemlich genau über entsprechende Klimarechner ermitteln. Für meine Berechnung, die von der Druckerei Pinguin Druck ausgeführt wurde, habe ich folgende Spezifikationen festgelegt:

Taschenbuch

  • Format: 13,0 x 19,0 cm, geschlossenes Hochformat
  • Umfang: 400 Seiten Inhalt, 4 Seiten Umschlag
  • Druck, Umschlag: 4/0-farbig, Skala
  • Druck, Inhalt: 1/1-farbig, Schwarz
  • Papier, Umschlag: Amber Graphic matt holzfrei FSC Mix weiß, 300 g/m²
  • Papier, Innenteil: Amber Graphic matt holzfrei FSC Mix weiß, 100 g/m²
  • Bindung: PUR-Klebebindung
  • Auflage: 5.000 Stück
CO2-Emissionen, ermittelt mit dem Rechner von Climate Partner: 6783 kg für 5.000 Bücher = 1,36 kg pro Buch.

Bei den Spezifikationen haben ich bewusst ein Frischfaserpapier ausgewählt. Der Einsatz eines Recyclingpapiers und einer niedrigeren Grammatur würden zu geringeren Emissionen führen.

 

CO2-Emissionen bei der Distribution von Büchern

Die Ermittlung der Emissionen, die bei der Distribution entstehen, ist kniffliger. Kaufe ich das Buch online oder stationär? Fahre ich mit einem SUV in die Stadt, um dieses eine Buch zu kaufen? Oder bin ich mit dem Fahrrad unterwegs und kaufe das Buch zusammen mit anderen Einkäufen? Wie viele Zustellversuche benötigt der Paketzusteller und aus welchem Lager kommt das Buch? Wie sind die Bücher an die Grossisten, Lager und Buchhändler gekommen? Wir haben hier also unzählige Variablen, ich benötige aber einen pauschalen Wert.

Laut einer Studie von DHL verursacht der Versand eines Pakets im Schnitt rund 500 g CO2-Emissionen. Diesen Wert nutze ich für mein Modell.

Macht also 1,36 kg + 0,5 kg = 1,86 kg. Um Ungenauigkeiten auszugleichen, runde ich auf 2 kg pro Buch auf.

2 kg CO2-Emissionen fallen innerhalb dieses Modells durch die Produktion und Distribution für ein Buch an.

CO2-Emissionen, gemessen an der Nutzungsdauer eines Buches

Um einen Vergleich zum Streaming überhaupt herleiten zu können, muss ich die Nutzungsdauer ermitteln und hieraus die Emissionen pro Stunde ableiten. Die Lesegeschwindigkeit ist von mehreren Faktoren abhängig: Schriftgröße, Schreibstil oder auch der inhaltliche Anspruch sind hier ausschlaggebend. Ein trivialer Roman liest sich schneller, als ein Lernbuch über Algebra. Für eine Buchseite im hier veranschlagten Format benötige ich im Schnitt 1,5 Minuten. Also: 1,5 Minuten x 400 Buchseiten macht 600 Minuten, bzw. 10 Stunden. Das macht 200 Gramm CO2-Emissionen pro Stunde Nutzungsdauer.

Was ich hier nicht berücksichtige:

  • Ein Buch ist ein Rohstoffspeicher, der am Ende des Lebenszyklus recycelt werden kann und somit hilft, weitere Emissionen einzusparen.
  • Ein Buch wird in der Regel von mehreren Personen gelesen, die berechneten Emissionen teilen sich folglich durch alle Nutzer, zzgl. zusätzlicher Emissionen, die ggf. durch einen weiteren Versand anfallen.
Rund 200 g CO2 fallen pro Stunde Lesedauer beim Buch an. 

CO2-Emissionen durch Video-Streaming

Im Netz kursieren verschiedene Zahlen zu den CO2-Emissionen, die durch Video-Streaming verursacht werden. Auch hier fällt eine pauschale Einordnung schwer, denn die Werte sind von verschiedenen Faktoren, wie Auflösung, Endgeräte und Art der Datenübertragung abhängig. Ist ja auch klar: Nutzt du einen 65-Zoll Fernseher, der ein Video in 4k streamt, ist der Stromverbrauch höher, als bei einem Smartphone, über das ein Video in 480p abgespielt wird. Der Green-IT-Experte Ralph Hintemann vom Berliner Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit geht von 30 bis 500 Gramm CO2 für 60 Minuten Video-Streaming aus. Eine aktuelle Studie vom französischen Thinktank The Shift Project geht von durchschnittlich 3,5 kg CO2 für eine Stunde Streaming aus. Eine weite Spreizung und die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. Für mein Modell nehme ich den niedrigsten recherchierten Wert = 30 Gramm und den höchsten Wert = 3500 Gramm und berechne den Mittelwert = 1765 Gramm CO2 für eine Stunde Video-Streaming. Fairerweise gehe ich davon aus, dass 2 Personen gleichzeitig einen Film pro Endgerät konsumieren. Macht 883 Gramm pro Stunde und Nutzer.
Eine Stunde Video-Streaming, 2 Nutzer = 883 Gramm CO2 pro Stunde und Nutzer.

CO2-Emissionen für Bücher und Video-Streaming im Vergleich

Innerhalb meines Modells ergeben sich folgende Werte:
  • CO2-Emissionen pro Nutzungsstunde beim Buch: 200 Gramm
  • CO2-Emissionen pro Nutzungsstunde beim Video-Streaming: 883 Gramm

Auch wenn ich hier zugunsten des Video-Streamings gerechnet habe, ergibt sich anhand meines Modells, dass das Streaming mindestens 4 x mehr Emissionen verursacht, als das gedruckte Buch.

Video-Streaming verursacht mehr CO2 als ein gedrucktes Buch.

CO2 buch streaming

 

Alle Modelle sind falsch, doch manche sind nützlich. Wie eingangs erwähnt, war es nicht mein Anspruch, hier sehr genaue Werte zu ermitteln. Ich wollte eine Richtung, eine Tendenz aufzeigen  – und die geht innerhalb dieses Modells ganz klar in Richtung des gedruckten Buches. Selbst wenn sich die Parameter ändern, z.B. durch eine schnellere Lesezeit, dann spricht noch immer einiges dafür, dass das Buch in Bezug zur Nutzungsdauer deutlich weniger CO2 verursacht, als das Video-Streaming.

Und das wird vermutlich so bleiben: Auch wenn die Endgeräte, Rechenzentren und Netzwerke immer Energieeffizienter werden, ist nicht davon auszugehen, dass der Energiebedarf insgesamt sinkt. Hier kommt nämlich der Rebound-Effekt zum tragen, der beschreibt, dass Effizienzgewinne in der Regel zu einem Anstieg des Energieverbrauchs führen. Klingt paradox? Hier ein kleines Beispiel: Fernsehgeräte verbrauchen immer weniger Strom pro Zentimeter Bildschirmdiagonale, dafür nimmt aber die Bildschirmgröße und die Auflösung zu. Unterm Strich sinkt der Stromverbrauch also nicht, obwohl Effizienzgewinne realisiert werden.

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Marko Hanecke

schreibt und spricht über Wissenswertes aus der grafischen Industrie und seinem Berufsalltag als Print-Produktioner. Er ist ausgebildeter Drucker, Industriemeister Print und Druckingenieur. Marko weiß, dass analoge Kommunikation maßgeschneiderte Kleidung für Informationen und Produkte sein kann. Er liebt gut gemachte Drucksachen, seine Schallplattensammlung, Reisen und das Leben an sich.

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5 Kommentare
  1. Pingback: Wissenschaft reflektiert: Was kann Wissenschaft? | Klimaneutrale Buchproduktion – Verlagskonzepte
  2. Hans-Peter Hegmann sagt:
    27. Mai 2020 um 9:51 Uhr

    Hallo, ich bin durch die Frage „Was macht eigentlich eine Produktionerin in einer Werbeagentur?“ auf diese Seite gelangt. Ich bin seit 40 Jahren als Fotograf (Hauptsächlich Bildjournalismus) indirekt mit der Druckindustrie verbunden und habe schon ein wenig Ahnung im Bereich Druckvorstufe (Farbmanagement usw.) und in der eigentlichen Herstellung. Aber noch nie habe ich eine Seite gefunden, die so umfangreich und ohne „Wichtigtuerei“ über den Bereich Wissen im Print informiert. Dann noch dieser herrliche Artikel über die unterschiedliche CO2-Emissionen bei der Herstellung Buch vs. Streaming! Gerade aktuell wird ja immer offensichtlicher, dass sachliche Argumentation und Diskussion über wissenschaftliche Ergebnisse, besonders bei völlig neuen Situationen und deren erste Erkenntnisse, nach meinem Gefühl fast nicht mehr möglich sind. Und dann kommt dieser Mensch daher und erklärt so sachlich und so emotionsfrei einfach ein paar grundlegende Dinge. Danke! Und bitte und „einfach“ so weitermachen. Printintelligent ist übrigens genau der absolut passende Titel. Gruß

    Antworten
    1. Marko Hanecke sagt:
      27. Mai 2020 um 11:51 Uhr

      Vielen Dank für die Blumen. Es freut mich sehr, wenn meine Artikel dermaßen begeistern!

      Antworten
  3. Oliver sagt:
    24. April 2020 um 20:11 Uhr

    Sehr spannendes Thema, auf das unbedingt aufmerksam gemacht werden sollte! Auch wenn ich finde, dass der Vergleich ein wenig hinkt, finde ich es sehr gut, dass du das hier aufgegriffen hast. Was hältst du denn alternativ von einem Vergleich Gedrucktes Buch vs. E-Book? Oder Streaming vs. DVD? Denn, ob ich lese oder einen Film schaue, sind ja schon zwei deutlich verschiedene Aktivitäten …

    Antworten
    1. Marko Hanecke sagt:
      27. April 2020 um 11:30 Uhr

      Hallo Oliver, vielen Dank für dein Feedback!

      Studien zur Umweltfreundlichkeit von gedruckten Büchern zu E-Books gibt es bereits:
      https://www.quarks.de/umwelt/sind-e-book-reader-umweltfreundlicher-als-buecher/

      Ergebnis: es kommt darauf an…

      Zum Streaming und DVDs gibt es auch Infos – ist aber nicht mein Metier.

      Mir ging es hierbei darum, einen Vergleich bei der Nutzung dieser beiden Medien (Buch und Streaming) zu ziehen.
      Denn mein Eindruck ist es, dass viele Nutzer das Streaming als besonders umweltfreundlich empfinden.
      Auf der anderen Seite gerät das gedruckte Buch zunehmend in die Kritik, da es als besonders umweltschädlich wahrgenommen wird.
      Hier passt etwas nicht zueinander – und da wollte ich etwas Licht ins Dunkle bringen.

      Ich denke, dass es durchaus Sinn macht, die Nutzungszeit als Bewertungsmaßstab heranzuziehen, denn das ist ja der gemeinsame Nenner bei allen Arten der Mediennutzung.

      Antworten

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