Umweltfreundlich Drucken mit Graspapier
Um Papier, Karton und andere Drucksubstrate umweltfreundlicher zu gestalten, forschen einige schlaue Köpfe schon länger an Alternativen zum Rohstoff Holz. Uwe D’Agnone ist einer von Ihnen. Und ich habe ihn zu seiner Erfindung, dem Graspapier, interviewen dürfen. Folgend erfährst du, warum du Graspapier für deinen nächsten Druckjob in Erwägung ziehen solltest und natürlich auch einige spannende Hintergründe zur Entwicklung dieses (noch) ungewöhnlichen Papiers.
Das Interview mit dem Erfinder des Graspapiers
Hat das Graspapier erfunden. Uwe D’Agnone.
Hallo Herr D’Agnone,
in Ihrem Geschäftsfeld GRASSFIBRE entwickeln Sie in Zusammenarbeit mit Papierherstellern, Papiere und Pappen, mit einem Grasanteil von bis zu 50 %. Die Papierhersteller sind ja schon lange auf der Suche nach Substituten zum Rohstoff Holz. Wie sind Sie dazu gekommen, mit Gras in der Papierherstellung zu experimentieren?
Eine Auswahl der verschiedenen Grammaturen.
Ich muss nicht lange darüber nachdenken, um zu erkennen, dass Graspapier deutlich umweltschonender als Papier aus Frischfasern sein muss. Gibt es bezüglich der Umweltverträglichkeit belastbare Zahlen und Untersuchungen? Und woher beziehen Sie eigentlich das Gras und wie wird dieses vor der Papierherstellung behandelt?
Wie wirkt sich eine Grasbeimengung im Produktionsprozess auf die Papiereigenschaften aus? Wie sieht das Papier aus, wie verhält es sich mit der Steifigkeit, dem Volumen, usw.? Eignet es sich für alle Druckverfahren und Druckveredelungen? Ist etwas bei der Weiterverarbeitung zu berücksichtigen und ist Ihr Drucksubstrat auch für den Lebensmittelbereich geeignet?
Creapaper hat den begehrten KfW Award für Gründer gewonnen.
Welche besonderen Herausforderungen ergaben sich im Entwicklungsprozess? Auf welche unerwarteten Hürden sind Sie gestoßen?
Wie ist der Entwicklungsstand? Ist Graspapier schon im großen Maßstab verfügbar? Welche Grammaturen und Qualitäten sind erhältlich, bzw. befinden sich gegenwärtig in der Entwicklung? Wie sieht mittelfristig die Rohstoffverfügbarkeit aus? Gibt es ausreichend Gras, auch für größere Mengen Graspapier?
Stand heute kann man 90% aller Papier- und Verpackungsanwendungen unter Verwendung von Gras in der Rezeptur produzieren. Unsere Studien haben ergeben, dass im Umkreis von 50 km um jede Papierfabrik in Deutschland mehr als 150.000 Tonnen Gras verfügbar sind – also mehr als genug, um es im industriellen Maßstab einzusetzen!
Wird Gras als Substitut nur für Recyclingpapier verwendet oder ist auch Graspapier auf der Basis von Frischfasern erhältlich?
Herr D’Agnone bei der Qualitätskontrolle in einer Papierfabrik.
Die Zahl der Menschen, die unter einer Gras- und Pollenallergie leiden, steigt ja leider stetig. Müssen Allergiker Angst vor körperlichen Reaktionen haben, wenn diese Ihr Graspapier nutzen?
Lässt sich Graspapier problemlos recyceln und verhält es sich im Recyclingprozess ähnlich wie Papier?
Ihr Graspapier wird ja noch nicht in einem riesigen Maßstab hergestellt. Wie verhält es sich mit den Kosten? Ist das Graspapier zu ähnlichen Preisen zu bekommen, wie das konventionell hergestellte Papier?
Herr D’Agnone, in welchen Druckprojekten wurde Ihr Graspapier bereits verwendet. Welche spannenden Produkte wurden tatsächlich realisiert. Mögen Sie ein paar Beispiele nennen?
Die Entwicklungskosten waren ja sicherlich nicht niedrig. Wie konnten Sie Ihre Forschungsarbeiten finanzieren? Wie sehen Ihre künftigen Pläne aus? Worauf dürfen wir uns freuen?
Mein Fazit
Das Graspapier hat mich überzeugt. Aufgrund der besonderen Haptik, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit ist dieses Papier sicherlich nicht für jedes Druckprodukt geeignet. Besonders gut lässt sich meiner Meinung nach das Papier im Verpackungsbereich und für alle Drucksachen, die für eine umweltbewusste Zielgruppe konzipiert sind, einsetzen. Das Druckbild sieht trotz der etwas rauen Oberfläche knackig und scharf aus. Das Graspapier hat ein hohes Volumen, wirkt etwas steifer, als „normales“ Papier und fasst sich ganz hervorragend an. Es sieht sehr interessant aus, denn einzelne Faseranteile sind sichtbar, was dem Papier eine einmalige Struktur verschafft.
Ich freue mich schon darauf, mein erstes Projekt mit diesem besonderen Papier realisieren zu dürfen. Als Print Produktioner werde ich Graspapier bei passenden Kunden künftig auf jeden Fall vorschlagen. Komisch eigentlich, dass keine einzige mir bekannte Umweltdruckerei dieses Papier aktiv anbietet. Das Graspapier ist in folgenden Grammaturen erhältlich: 85, 95, 110, 130, 150, 205, 250, 275, 300 und 390 g/m².
Creapaper im Kurzporträt
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11 Kommentare
Hallo,
meine Frage wäre:
wie soll ich dieses Grasspapier entsorgen???
Danke W.Fratz
Hallo, das sollte problemlos über den Papiermüll möglich sein.
Bis zu 50 % Grasanteil sind also im Graspapier möglich, richtig? Was sind die anderen 50 %? Holz-Frischfasern? Ich bin gerade auf der Suche nach möglichst umweltfreundlichen Papiertüten und habe die Info bekommen, dass Kraftpapier bis zu 80% aus Reycling bestehen kann. Und ein Hersteller arbeitet sogar mit Papier aus 100% Recycling. Es wäre sehr interessant zu wissen, wie die Umweltbilanzen da im Vergleich aussehen würden.
Interessante Frage. Am besten direkt bei den Herstellern anfragen. Möglicherweise haben die entsprechende Ökobilanzen.
Wir hatten bei unseren Präsentationsmappen das Papier phoenogras von Scheufelen im Einsatz. Hat ein anderer Hersteller bereits was vergleichbares am Markt? Wir haben schon einige Muster angefragt, aber alles nicht vergleichbar!
Da bin ich leider überfragt. Ich würde direkt Creapaper (https://www.creapaper.de/) kontaktieren. Creapaper liefert die Gras-Pellets an die Papierfabriken. Ich nehme an, dass die den besten Marktüberblick haben. Hoffe, ich konnte helfen. Grüße. Marko
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die einzigen beiden Papierfabriken, die aktuell ein tatsachlich verwendbares Endprodukt herstellen Buchmann und Scheufelen aus Deutschland sind. Viele Grüße Martin
Hallo Martin, vielen Dank für deine Ergänzung!