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Die 4 größten Irrtümer über das PANTONE-System

  • 7 minute read

Warum das PANTONE-System besser ist als sein Ruf (wenn man richtig damit umgeht).

 

Dieser Gastartikel stammt vom Dipl. Physiker Uwe Richter.

PANTONE ist das beliebteste und gleichzeitig am meisten gehasste Kommunikationssystem in der Druckindustrie. Geliebt von Designern und Markenartiklern, weil es eine große Auswahl an Farben liefert. Gehasst von Druckereien, weil es immer wieder zu Reklamationen, erhöhtem Korrekturaufwand und Mehrkosten führt.

PANTONE ist grundsätzlich ein sehr gutes und brauchbares System, wenn man die Grenzen kennt, akzeptiert und die richtigen Bausteine korrekt verwendet. Es gibt eine Menge Vorstellungen und Ansichten darüber, was PANTONE ist und wie man damit umgehen kann. Viele davon sind leider komplett falsch! Und das kostet sowohl die Druckauftraggeber als auch die Druckereien eine Menge Zeit, Geld und Nerven.

Dieser Artikel soll dazu beitragen, mit den Irrtümern aufzuräumen und einen Weg zeigen, wie man das System so zu seinem Vorteil nutzen kann, dass Farb-Reklamationen  fast völlig wegfallen und Druckabnahmen komplett überflüssig werden.

 

Irrtum Nr. 1: PANTONE ist ein Standard

Entscheidend ist bei dieser Aussage, was jeder Einzelne unter einem Standard versteht. Wenn der Auftraggeber erwartet, dass die Farben auf dem gelieferten Druckerzeugnis so aussehen, wie es auf seinem Fächer, dann wird er immer wieder Auseinandersetzungen geben.

PANTONE-Fächer sind Druckerzeugnisse und diese haben nun einmal Toleranzen, die auch bei neuen Fächern schon weit über dem liegen können, was z.B. für eine Verpackung akzeptabel ist.

Einige der PANTONE-Grundfarben sind nicht lichtecht. Außerdem enthält das Papier optische Aufheller. Dadurch verändern sich die Farben mehr oder weniger schnell, wenn Fächer Licht ausgesetzt sind. Deshalb ist ein PANTONE-Fächer auch nur ein Jahr gültig, und zwar ab dem Zeitpunkt, an dem er aus der Folienverpackung genommen wird. Auf der Rückseite ist dafür extra ein Feld vorgesehen, in dem man das Datum eintragen sollte.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Fächer nun einmal benutzt, sprich, in die Hand genommen, auf- und zugeklappt und mit den Fingern berührt werden. Das führt zu Verschmutzungen und Kratzern, die den Farbeindruck ebenfalls beeinflussen können.

Wenn die Fächer nicht länger als ein Jahr genutzt werden und sorgsam damit umgegangen wird, dann ist die Genauigkeit für den Akzidenzdruck in den meisten Fällen ausreichend.

Im Verpackungsdruck sind jedoch häufig viel kleinere Toleranzen erforderlich, die gedruckte Fächer nicht einhalten können.

Irrtum Nr. 2: PANTONE-Fächer sind Druckvorlagen

Die PANTONE-Fächer werden im sogenannten Trockenoffsetverfahren gedruckt, mit dem es möglich ist, viel höhere Schichtdicken aufzubringen, als bei den üblichen Druckverfahren. Damit erreicht man sehr brillante Farben, die aber im Auflagendruck oftmals nicht reproduzierbar sind. Diese Schichtdicken werden für die älteren Farbnummer auch in den neuen Fächern beibehalten, um den gleichen Farbton zu erreichen. Nur die neueren Farbtöne werden mit 1,3 g/m² gedruckt.
Etliche Farbtöne sind im Auflagendruck nicht erreichbar, weil dort nur mit geringeren Schichtdicken gedruckt werden kann.

Mit dem GOE-Fächer hatte PANTONE 2009 ein System geschaffen, dass allen Anforderungen der Druckindustrie, sowie der Designer und Agenturen in Bezug auf Schichtdicke, Farbauswahl usw. gerecht geworden ist. Leider gab es wenig Bereitschaft, sich umzustellen. Stattdessen wurde weiter an dem 45 Jahre alten und bekannten System festgehalten und sich weiter über dessen Unzulänglichkeiten beschwert. 2014 wurde das GOE-System deshalb wieder eingestellt.

Irrtum Nr. 3: Die Color Bridge zeigt genau, wie die Farbe im CMYK-Druck aussieht

Die Color Bridge zeigt jeweils nebeneinander den PANTONE-Vollton und die beste Annäherung im CMYK-Druck. Hier sollte man sich zuerst die Frage stellen: Welches CMYK?

Die Separation in Skalenfarben erfolgt mit dem Profil ISOcoatec_V2. Das entspricht dem standardisierten Offsetdruck auf gestrichenem Papier nach der Norm ISO12647-2. Wenn jedoch andere Bedruckstoffe oder Druckverfahren eingesetzt werden, führen die angegebenen Separationen nicht zum gleichen Ergebnis.

Mit der Color Bridge kann man gut einschätzen, ob es überhaupt eine Chance gibt, den PANTONE-Ton mit Skalenfarben darzustellen. Für die beste Annährung sollte man aber die Separation mit dem ICC-Profil des eigenen Druckprozesses selbst berechnen.

Irrtum Nr. 4: Mit den Farbrezepten erreicht man problemlos den gewünschten Farbton

Viele Drucker mischen PANTONE-Farben nach Rezepten an. Hierfür verwenden sie PANTONE-Grundfarbsysteme, die von vielen Farbenherstellern angeboten werden. Diese sind von PANTONE zertifiziert und halten gewisse Toleranzen zu den Vorgaben ein. Es gibt jedoch unvermeidbare Schwankungen der einzelnen Chargen.

Mit dem angegebenen Rezept erhält man ohne großen Aufwand einen Farbton, der dem Original schon nahekommt. Den exakt gleichen Farbton würde man aber nur erreichen, wenn man die gleichen Druckfarben, den gleichen Bedruckstoff und die gleiche Schichtdicke verwendet. In der täglichen Praxis müssen aber eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien mit verschiedenen Druckverfahren und meist mit einer geringeren Schichtdicke bedruckt werden.

Das Grundrezept muss fast immer nachkorrigiert werden, was unnötige Kosten verursacht. Eine Rezeptberechnung mit einer Rezeptierungssoftware und mit dem eigenen Grundfarbensortiment ist genauer und spart teure Korrekturen und Makulatur im Druckprozess.

 

Die Lösung des Problems heißt: Digitale Farbkommunikation!

Bereits 1998 erschien der erste digitale PANTONE-Fächer. Seitdem gab es mehrere Versionen, die noch dazu bei verschiedenen Messgeräteherstellern unterschiedlich waren, da die Geräte teilweise erhebliche Messunterschiede hatten. Mit der Einführung des Xrite-Graphic-Arts-Standard (XRGA) für Spektralfotometer haben sich die Messwerte verschiedener Hersteller angeglichen.

2010 ist der neue PANTONE PLUS Fächer erschienen, dessen Daten nach dem neuen XRGA-Standard für Farbmessgeräte eingemessen wurden. Die Werte sind nun in allen Messgeräten und Anwendungen gleich (X-Rite, Adobe, Esko Graphics …). Bei Erweiterungen des PANTONE PLUS Fächers bleiben die Daten für die bereits bestehenden Farben erhalten.

Der große Vorteil der aktuellen digitalen PANTONE-Farbwerte ist, dass es für eine Farbnummer genau einen Zielwert gibt. Damit ist eine durchgängige und funktionierende digitale Farbkommunikation überhaupt erst möglich. Die Messung von Farbtoleranzen sollte sich deshalb nur auf digitale Referenzenwerte beziehen.

Wer mit älteren Messgeräten oder Softwareversionen arbeitet, sollte prüfen, ob die digitalen PANTONE-Datenbanken auf dem aktuellen Stand sind.

 

Für die digitale Farbkommunikation bietet PANTONE folgende Lösungen an.

PANTONE LIVE

Das PantoneLIVE Programm ist eine Weiterentwicklung, mit dem Ziel, einen kompletten digitalen „Workflow“ zu implementieren, welcher große globale Kunden mit ihrer Zulieferkette verbindet. Dazu wurde mit der PANTONE Cloud eine umfangreiche digitale „Farbbibliothek“ geschaffen, die nicht nur die Spektraldaten und Metadaten für die Master Standards, sondern auch Dependent Standards für verschiedene Druckverfahren bereit hält. Dependent Standards sind Messwerte von Andrucken der PANTONE-Grundrezepte auf verschiedenen Materialien und Druckverfahren mit produktionsüblichen Schichtdicken. Der Druckauftraggeber bekommt eine wesentlich bessere Übereinstimmung bei unterschiedlichen Lieferanten, wenn er für den gewünschten Farbton den Dependent Standard vorgibt, statt eines Master Standards, der im konkreten Druckprozess nicht erreicht werden kann.

PANTONE DIGITAL

Mit PANTONE Digital wird außerdem ein Service angeboten, mit dem kundenspezifische Farben digitalisiert und als Standard in der Cloud hinterlegt werden können.

My PANTONE APPS

Die My PANTONE APPS bietet Kreativen die Möglichkeit, mit dem Smartphone Farben in ihrer Umgebung zu fotografieren und diesen PANTONE-Farben zuzuordnen, die später z.B. in einer Adobe-Software wieder als Farbvorlagen genutzt werden können. Die Farbdarstellung auf dem Display kann man aber nicht als farbverbindlich bezeichnen. Einen Vergleich zwischen Displaydarstellung und einem Druckerzeugnis ist also absolut nicht aussagekräftig.

PANTONE Color Manager

Das Softwaretool PANTONE Color Manager kann jeder kostenlos nutzen, der einen Fächer gekauft hat. Der Freischaltcode ist auf der letzten Seite des Fächers enthalten. Bei dem Produkt handelt es sich um eine Art Digitale Color Bridge. Man kann das Profil eines beliebigen Druckprozessen auswählen und bekommt die visuellen Unterschiede zwischen Vollton und CMYK-Separation am Monitor dargestellt. Außerdem werden noch Farbtöne mit einem roten Warndreieck gekennzeichnet, die außerhalb des Monitorfarbraums liegen und deshalb nicht korrekt wiedergegeben werden können. Leider erfolgt weder eine Anzeige der CMYK-Werte noch des Farbabstands.

PANTONE-Lighting Indicator Stickers

Visuelle Farbvergleiche in der Druckindustrie sind ausschließlich unter der Normlichtart D50 durchzuführen, weil man sonst in die Metameriefalle tappt. Um die Beleuchtungsbedingungen einfach prüfen zu können, gibt es die PANTONE-Lighting Indicator Stickers. Es handelt sich hierbei um zwei Farbflächen, die unter D50 exakt gleich aussehen, unter anderen Lichtbedingungen jedoch einen deutlichen Farbunterschied zeigen. Sie sind in jedem PANTONE PLUS Fächer enthalten, können aber auch separat bestellt werden.
PANTONE stellt außerdem noch einige Spezialfächer her: Pastells + Neons, Metallics und SkinTone Guide. Für die gedruckten Fächer gilt das Gleiche, wie oben beschrieben. Digitale Werte gibt es dafür bisher nur, wenn man Zugang zum PantoneLIVE-System hat.

Zusammengefasst ist bei der Nutzung des PANTONE-Systems zu Farbkommunikation das Folgende zu beachten:

  • Was der Auftraggeber auf seinem Farbfächer sieht, ist keine eindeutige und damit auch keine farbverbindliche Vorgabe. Deshalb ist eine Farbabweichung zum Druck kein Reklamationsgrund.
  • Nicht jede PANTONE-Farbe kann auf jedem Druckprozess erreicht werden. Deshalb müssen verschiedene prozessabhängige Standards definiert und auch akzeptiert werden.
  • Nur bei der Verwendung von digitalen Farbwerten* kann man von eindeutigen Farbvorgaben sprechen und dann kann man auch Farbtoleranzen vereinbaren.

(*Digitale Werte können auch von vereinbarten Farbmustern eingemessen werden.)

 

Infos zum Autor

Dipl. Physiker Uwe Richter
Mail: richter@farbkommunikation.com
Web: farbkommunikation.com

Jahrgang: 1962
Physikstudium in Chemnitz
25 Jahre Erfahrung:

  • im Vertrieb und Anwendung von Farbmesstechnik und Software
  • in der Standardisierung von Druckprozessen
  • in der Erstellung und Optimierung von Profilen und DeviceLinks
  • in der Optimierung der Farbrezeptierung.

Herr Richter hat einige hundert Seminare und Vorträge zu Farbmetrik/-messtechnik, ColorManagement, Farbkommunikation, Standardisierung und Farbrezeptierung gehalten.
Für z.B. Müller-Milch hat er Projekte zur Verbesserung der Farbkommunikation durchgeführt.

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Marko Hanecke

schreibt und spricht über Wissenswertes aus der grafischen Industrie und seinem Berufsalltag als Print-Produktioner. Er ist ausgebildeter Drucker, Industriemeister Print und Druckingenieur. Marko weiß, dass analoge Kommunikation maßgeschneiderte Kleidung für Informationen und Produkte sein kann. Er liebt gut gemachte Drucksachen, seine Schallplattensammlung, Reisen und das Leben an sich.

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